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Grund, von dem sich das hbsche Bauwerk lebhaft abhob. In
diesem Augenblick des Tages war die Luft von den verschiedenen
Dften des Berges und des Gartens der Fosseuse geschwngert.
Der reine und ruhige Himmel war am Horizonte bewlkt. In der
Ferne begannen die Gipfel die lebhaften roten Tinten
anzunehmen, die ihnen der Sonnenuntergang hufig verleiht. Von
dieser Hhe aus bersah man das ganze Tal von Grenoble bis zu
jener kreisfrmigen Felsenschranke, an deren Fu der kleine See
liegt, an welchem Genestas am Vortage vorbergekommen war.
Oberhalb des Hauses und in einer ziemlich groen Entfernung
erschien die Pappelreihe, welche die groe Strae vom Flecken
nach Grenoble anzeigte. Endlich glnzte der Flecken, von den
schrgen Sonnenstrahlen getroffen, wie ein Diamant, indem er aus
all seinen Fensterscheiben rote Lichter widerstrahlte, die zu
rieseln schienen. Bei diesem Anblick hielt Genestas sein Pferd an,
wies auf die Gebulichkeiten des Tales, den neuen Flecken und
das Haus der Fosseuse hin, indem er seufzend sagte:
Nach dem Siege bei Wagram und Napoleons Rckkehr in die
Tuilerien anno 1815 hat mich dies am tiefsten bewegt. Ihnen
verdank' ich diesen Genu, mein Herr; denn Sie haben mich die
Schnheiten kennen gelehrt, die ein Mensch beim Anblick eines
Landes finden kann.
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Ja, erwiderte lchelnd der Arzt, Stdte bauen ist mehr als
Stdte einnehmen!
Oh, mein Herr, die Einnahme Moskaus und die Uebergabe von
Mantua! Aber Sie wissen ja nicht, was das heit! Ist's nicht unser
aller Ruhm? Sie sind ein braver Mann, doch Napoleon war auch
ein guter Mann; ohne England htten Sie sich gegenseitig
verstanden und unser Kaiser wrde nicht gestrzt sein. Wohl kann
ich jetzt eingestehen, da ich ihn liebe, er ist ja tot! ... und, sagte
der Offizier, indem er sich umsah, es gibt keine Spione hier.
Welch ein Herrscher! Er sah durch jeden hindurch. Er wrde Sie
in seinen Staatsrat berufen haben, weil er Verwalter war, und ein
groer Verwalter dazu; er wute sogar genau, wie viele
Kartuschen nach einer Schlacht in den Patronentaschen noch
vorhanden waren. Armer Mann! Whrend Sie mir von Ihrer
Fosseuse erzhlten, dacht' ich daran, da er auf Sankt Helena
gestorben ist! Hm! war das vielleicht ein Klima und eine
Behausung, die einem Manne gengen konnten, der gewohnt war,
die Fe im Steigbgel und den Hintern auf einem Throne zu
leben? Man erzhlt, er habe dort Gartenarbeit getan. Zum Teufel
auch! er war nicht dazu geschaffen, Kohl zu pflanzen ... Jetzt
mssen wir den Bourbons dienen, und das ohne Falsch, mein
Herr, denn alles in allem, Frankreich ist Frankreich, wie Sie
gestern gesagt haben.
Mit diesem letzten Worte stieg Genestas vom Pferde und ahmte
Benassis mechanisch nach, der das seinige mit dem Zgel an
einen Baum band.
Sollte sie nicht zu Hause sein? sagte der Arzt, als er die
Fosseuse nicht auf der Trschwelle sah.
Sie traten ein und fanden in dem Wohnrume des Erdgeschosses
niemanden vor.
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Sie wird das Getrappel zweier Pferde gehrt haben, sagte
Benassis lchelnd, und hinaufgegangen sein, um ein Hubchen,
einen Grtel, irgendwelchen Putz anzulegen.
Er lie Genestas allein und ging selber hinauf, um die Fosseuse zu
holen. Der Major inspizierte das Wohnzimmer. Die Mauer war
mit einer graugrundigen Tapete mit Rosenmustern beklebt und die
Diele mit einer Strohmatte wie mit einem Teppich belegt. Sthle,
Sessel und Tisch bestanden aus Holz, das noch mit seiner Rinde
bekleidet war. Verschiedene aus Reifen und Weidengeflecht
gefertigte Pflanzenksten waren mit Blumen und Moos gefllt und
schmckten das Zimmer, dessen Fenster Perkalvorhnge mit roten
Fransen drapierten. Auf dem Kamin stand ein Spiegel und eine
einfarbige Porzellanvase zwischen zwei Lampen; bei dem Sessel
eine fichtene Fubank. Dann auf dem Tisch zugeschnittene
Leinwand, einige zusammengesteckte Achselstcke, angefangene
Hemden, kurz das ganze Werkzeug einer Weinherin, ihr Korb,
ihre Schere, Nhfaden und Nadeln. All das war sauber und frisch
wie eine vom Meere an einen Strandwinkel ausgeworfene
Muschel. Auf der anderen Seite des Flurs, an dessen Ende eine
Treppe emporfhrte, bemerkte Genestas eine Kche. Der erste
Stock mute wie das Erdgescho aus nur zwei Zimmern bestehen.
Haben Sie doch keine Furcht! sagte Benassis zur Fosseuse.
Auf, kommen Sie ...
Als er diese Worte hrte, trat Genestas schnell wieder ins Zimmer.
Ein dnnes und wohlgebautes junges Mdchen in einem Kleide
mit einem vielgeflteten rosa Perkalinbrusttuch lie sich bald,
glhend vor Scham und Schchternheit, sehen. Ihr Gesicht fiel nur
durch eine gewisse Flachheit der Zge auf, die sie jenen Russen-
oder Kosakengesichtern hneln lie, welche das Unglck von
1814 in so unseliger Weise in Frankreich populr gemacht hat.
Die Fosseuse hatte tatschlich wie die Nordlnder eine an der
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Spitze aufgestlpte und sehr wenig vorspringende Nase. Ihr Mund
war gro, ihr Kinn klein, ihre Hnde und Arme waren rot, ihre
Fe breit und krftig wie die der Buerinnen. Obwohl sie der
Wirkung des Windes, der Sonne und der frischen Luft ausgesetzt
war, war ihr Teint bleich wie ein welkes Kraut, doch lenkte diese
Farbe gleich beim ersten Anblick die Aufmerksamkeit auf ihre
Physiognomie. Sodann hatte sie in ihren blauen Augen einen so
sanften Ausdruck, in ihrer Stimme soviel Seele, in ihren
Bewegungen soviel Anmut, da trotz des offenbaren
Nichtbereinstimmens ihrer Zge mit den Eigenschaften, die
Benassis dem Major gegenber gerhmt hatte, dieser das
kaprizise und krnkliche Geschpf, das den Leiden einer in ihrer
Entwicklung gehemmten Natur ausgeliefert war, in ihr erkannte.
Nachdem sie schnell ein Feuer aus Torf und trocknem Gezweig
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